"Und was die Anderen sagen" - Eine Auswahl an Rezensionen
Bach: Jesu meine Freude und Tschaikowsky
Sieben Chöre zur Chrysostomos-Liturgie, März 2018
mit Klaus Kämper (Cello) und Johannes Buxbaum (Orgel)
Leitung: Peter F. Marino
„Zum 25-jährigen Bestehen darf es etwas Ausgefallenes sein, dachte sich Peter Francesco Marino, Leiter des Ickinger Vokal-Ensembles, und setzte ein weitgehend unbekanntes Werk aufs Programm: die Sieben Chöre zur Chrysostomos-Liturgie von Peter Iljitsch Tschaikowsky…Da konnte man am Samstagabend in der Ickinger Auferstehungskirche eine echte Entdeckung machen. Und nicht nur die Tatsache, dass es sich um ein rares Repertoire handelt, hatte ihren Reiz, sondern auch das Fremdartige dieser Musik an sich. Denn wer hat hierzulande schon Chormusik für orthodoxen Gottesdienst gehört?…Sang der Chor den Tschaikowsky unbegleitet, hatte ihm Marino für die Bach-Motette ein Continuo in Form von Violoncello (Klaus Kämper) und Orgel (Johannes Buxbaum) an die Seite gestellt...Bach verlangt seinen Choristen einiges ab. Doch Marino geleitete seine Schar mit weichen Gesten und runden Bewegungen sicher durch die mitunter gefährlichen Klippen der Partitur. „So aber Christus in euch ist”, zeigte seinen leicht schwingenden, fast wiegenden Charakter sehr schön; „Gute Nacht” entfaltete seinen geheimnisvollen Zauber..."
(Süddeutsche Zeitung: „Wer wagt, gewinnt”, 12.03.2018)
Zum Jubiläumskonzert, Bach und Tschaikowsky, März 2018
Dieser Chor ist ein Wunder
Peter Francesco Marino (49) spult ein beachtliches Pensum ab. Der vierfache Vater wohnt in der Gemeinde Eichenau (Landkreis Fürstenfeldbruck), arbeitet an der Musikschule in Garching, ist Ensemblemitglied beim Freien Landestheater Bayern, hat insgesamt an die 100 Werke komponiert – und führt außerdem das Vokal-Ensemble Icking seit 2011 mit glücklicher Hand von einer bemerkenswerten Aufführung zur nächsten. An diesem Samstag, 10. März, gibt der Chor zu seinem 25-jährigen Bestehen ein Jubiläumskonzert in der Ickinger Auferstehungskirche...
▬ Herr Marino, was ist das Besondere am Vokal-Ensemble Icking?
Es ist eigentlich ein Wunder, dass es das Ensemble überhaupt gibt. Es überrascht, dass aus einer relativ kleinen Gemeinde ein derart großer Chor erwächst. Wir haben um die 60 aktiven Mitglieder, nur wenige kommen aus dem weiteren Umkreis. Icking ist in der Tat eine sehr, sehr musikalische Gemeinde.
▬ Wie oft proben Sie?
Im Normalfall einmal die Woche in der Aula der Ickinger Grundschule, immer am Mittwoch von 19.45 bis 22 Uhr. Vor besonderen Konzerten wie jetzt am 10. März kommen außerordentliche Proben hinzu, manchmal auch ganze Wochenenden.
▬ Wie sind Sie zum Vokal-Ensemble Icking gekommen?
Ich habe in Hannover gelebt und wollte nach München umziehen. Zufällig habe ich erfahren, dass in Icking ein Dirigent gesucht wird. Eigentlich war man mit den Bewerbungen schon durch, hatte aber noch keine Gespräche geführt. Gott sei Dank konnte ich die Verantwortlichen überzeugen, mir eine Chance zu geben. So wurde ich zu einem Probedirigat eingeladen.
▬ Können Sie sich an diese Probe erinnern? Was wurde gesungen?
Es wurde die Johannes-Passion von Bach vorgegeben, die der Chor gerade aufgeführt hatte. Ich kann nur sagen: Ich war schwer beeindruckt. Die Erfahrung habe ich immer wieder gemacht: Das Ickinger Vokal-Ensemble ist für Bach prädestiniert. Ich war sehr stolz und glücklich, die Stelle zu bekommen. Gleichzeitig wusste ich aber auch, dass es nicht ganz einfach werden würde, die Zelte in Hannover abzubrechen und in München wieder aufzubauen. Ich bin ein Jahr hin- und hergependelt.
▬ Gibt es eine Aufführung, an die Sie besonders gerne zurückdenken?
Die Matthäuspassion vor zwei Jahren in St. Benedikt in Ebenhausen war schon etwas Besonderes. Mit der Matthäuspassion greift man als Laienchor natürlich relativ hoch, es ist ein extrem anspruchsvolles Werk, bei dem man sich im Vorfeld fragen muss: Können wir das dem Publikum guten Gewissens anbieten? Doch es ist alles bestens gelaufen, auch dank des zweiten Chors, dem Heinrich-Schütz Ensemble aus Freising, und dem Tölzer Knabenchor. Einmal probten wir vor Weihnachten a-capella-Werke. In den Proben hat es den Anschein gemacht, als wolle gar nichts klappen. Dann, kurz vor der Aufführung, sind plötzlich alle Knoten geplatzt. Das Konzert war dann ganz wunderbar und ein starkes Erlebnis für alle Beteiligten. Es ist immer toll, wenn eine intensive Verbindung zwischen Dirigent und Chor entsteht, wenn man merkt: Jetzt sind alle dabei.
▬ Wie würden Sie sich selbst als Dirigenten beschreiben?
Ich glaube, ich bin eher der ruhige, stressresistente Typ. Ich bin auch bei Schwierigkeiten überzeugt: Das wird schon, das wird wachsen, das wird gelingen.
▬ Gibt es im Chor auch professionelle Aushilfen?
Natürlich kann man sich Aushilfen holen, der Wunsch wird auch manchmal geäußert. Ich bin da skeptisch. Ich finde: Der Chor ist der Chor, und man sollte zu dem stehen, was man macht. Das Publikum kommt ja zu uns, weil wir das Ickinger Vokal-Ensemble sind, und nicht, weil wir Lieblingswerke in bestmöglicher Qualität bieten. Wir leben in so einem perfektionistischen Zeitalter, alles wird an der CD gemessen. Manchmal kommen die Leute und sagen: So wie bei Celibidache muss das klingen. Aber Celibidache hat allein mit dem Orchester mindestens zehn Proben gehabt, und danach fünf Aufführungen, und davon wiederum ist die letzte mitgeschnitten worden. Das kann und sollte man nicht vergleichen.
▬ Was erwartet die Zuhörer beim Jubiläumskonzert?
Auf dem Programm stehen zwei Bach-Stücke, zunächst die Motette „Jesu, meine Freude“, dann die Suite Nummer 5 für Cell solo, und dann, als Höhepunkt, die Chrysostomos-Liturgie von Tschaikowsky. Es ist ein in Deutschland weniger bekanntes Werk, archaisch, mittelalterlich, orthodox, wunderschön. Überhaupt liebe ich die russische Musik sehr. Tschaikwosky und Rachmaninow haben Stücke geschrieben, in denen sie kein einziges zusätzliches Vorzeichen verwenden. Sie kommen mit den sieben Tönen in der jeweiligen Tonart aus, und es klingt trotzdem harmonisch reich und einzigartig. Das finde ich faszinierend.
▬ Wenn Sie sich etwas für die Zukunft wünschen dürften, wäre das…
... sehr bald Verstärkung bei den Männern. Das ist freilich kein Ickinger Phänomen, sondern ein allgemeines, das jeder Chor kennt. Wir haben zwar einige gute Sänger, aber leider Gottes zu wenige. Ich träume schon lange von der f-Moll-Messe von Bruckner. Aber da fehlen schlicht und ergreifend zehn Tenöre und zehn Bässe.
(Isar-Loisachbote vom 07.03.2018)
Mozart: Krönungsmesse und Vesperae solennes de Confessore, Oktober 2017
Solisten: Beate Hariades, Constanze Leininger, Christian Bauer, Thiomas Stimmel
„Gleich in den ersten Takten der Vesperae solennes de Confessore” KV 339 stellt sich dieses unvergleichliche Gefühl ein, das Mozarts Kirchenmusik verlässlich hervorruft: Die Geigen zwitschern heiter, man fühlt sich an den Gesang der Mauersegler erinnert - und schwebt gleichsam mit ihnen hinauf in den blauen Himmel. Man könnte auch sagen, diese Musik erhebt das Herz zum Herrn….Zur tatsächlichen Krönung des Konzerts wird darauf die „Krönungsmesse” KV 317. Hier stimmt einfach alles: Lustvoll aufspielende Instrumentalisten, engagiert und mit Herzblut singende Choristen, schön gestaltete Solisteneinwürfe. Marino hat eine glückliche Hand bei der Tempowahl: Die Musik lebt, schwingt, hebt ab - ohne dabei die Bodenhaftung zu verlieren und ohne die nuancierte Ausgestaltung zu vernachlässigen…"
(Süddeutsche Zeitung: „Unbeschwert heiteres Gotteslob”, 17.10.2017)
Bach: Matthäus-Passion, März 2016
Solisten: Beate Hariades, Nicholas Hariades, Tobias Hunger, Manuel Adt, Burkhardt Mayer
„Der unvergleichlich schmerzlich-schöne Schlussakkord steht noch im Raum...Doch da ertönt Glockengeläut: eine wunderbare Idee! Einige Besucher der vollbesetzten Kirche St. Benedikt in Ebenhausen klatschen gnadenlos in dieses hinein. Da wendet sich der Dirigent, Peter F. Marino, zum Publikum und deutet an, dass Stille erwünscht sei. Dafür gebührt ihm ebenso Dank wie für die Leistung der vergangenen drei Stunden. Bachs Matthäus-Passion für zwei Chöre, zwei Orchester und einige Gesangssolisten ist ein Mammutwerk, das an alle Beteiligten höchste Herausforderungen stellt. Wenn man für den instrumentalen Part ein Spezialensemble für Alte Musik bucht, wie hier das Barockorchester „La Banda“, ist man diesbezüglich schon einmal auf der sicheren Seite. Aber es bleibt mehr als genug zu tun. Die beachtliche Menge der Choristen, die sich aus dem Vokal-Ensemble Icking, dem Heinrich-Schütz-Ensemble Freising sowie dem Nachwuchschor der Tölzer Knaben zusammen setzt, muss zu Höchstleistungen animiert werden. Das gelingt Marino mit seiner ausdrucksvollen Mimik und sprechenden Gestik...Es gibt viele wunderbare, erfüllte Momente…Sicher ein Höhepunkt: Der sehr dichte und gesammelte Choral „Wenn ich einmal soll scheiden“, der auf Jesu Sterbeszene folgt...Fazit: Eine dem grandiosen Werk würdige, erfüllende Aufführung.“
(Süddeutsche Zeitung: „Chorale Strahlkraft und intimes Musizieren“, 14.03.2016)
Ope(r)n Air Konzert, Juli 2015
Solist: Thomas Stimmel
„Ich bin davon überzeugt, dass der Thomas Stimmel weltberühmt wird“, erklärte Chorleiter Peter Marino, bevor er sich ans Klavier setzte. „Und da will ich einst sagen können: Mit dem habe ich auch mal gespielt.“ In der Tat präsentierte sich Stimmel...in Bestform. Den Flieder-Monolog des Hans Sachs aus Wagners „Meistersinger von Nürnberg“ gestaltete der Bassbariton mit mächtiger, dabei flexibler und zu feinsten Ausdrucksnuancen fähiger Stimme...Zuvor hatte Stimmel gemeinsam mit dem Vokal-Ensemble Icking gezeigt, dass er auch das komische Fach beherrscht. Die Opernprobe aus Lortzings „Zar und Zimmermann” darf bei einem solche Konzert natürlich nicht fehlen.“
(Süddeutsche Zeitung: „Bewundernswerter Mut, Bestform: Thomas Stimmel und das Vokal-Ensemble“, 27.07.2015)
„Wie im Theater kam man sich auch vor, als Thomas Stimmel urplötzlich mit einem Holzschemel auf die Bühne gestolpert kam, sich tollpatschig neben den Dirigenten positionierte...Stimmel mimte den tumben Bürgermeister aus der Oper „Zar und Zimmermann“ von Albert Lortzing.... Frech, frotzelnd und feingeistig gestaltete sich der Dialog zwischen dem bass-tiefen Solisten und dem mehrstimmigen Chor. Nahtlos ging diese humorvolle Darbietung über zu den „lustigen Weibern von Windsor“...Mit dem vierstimmigen „Chor der Spinnerinnen“ aus „Der fliegende Holländer“ ging es schließlich hinein in den Wagner-Teil des Abends.“
(Isar-Loisachbote: „In der Manege der Stimmakrobaten“, 28.07.2015)
Passionskonzert, April 2014
Bach: Chorsätze aus der Matthäus-Passion und Kantaten
Peter F. Marino: „Der Tod, das ist die kühle Nacht“ (Heine) und „Komm süßes Kreuz“
„Tatsächlich präsentierte sich der Chor in Marinos berührender Komposition „Der Tod, das ist die kühle Nacht“ an diesem Abend von seiner besseren Seite. Heinrich Heines romantisch verhangenes Traumgebilde wird von Marino in berückend dunklen Nachtklängen eingefangen, die sich mit dem Bild der singenden Nachtigall hoffnungsvoll schwebend in höhere Klangregionen erheben, um im Licht der Liebe neue Wege zu finden. Das Ickinger Vokal-Ensemble begeisterte durch intensiven musikalischen Ausdruck mit feiner dynamischer Abstufung. Auch die mitunter herausfordernde Harmonik bewältigte der Chor überzeugend intonationssicher.“
(Süddeutsche Zeitung: „Vom Licht im Leiden“, 07.04.2014)
Festkonzert zum 20-jährigen Bestehen, Mai 2013
Schubert: Messe in As-Dur (u.a.)
Solisten: Magdalena Bielefeld, Nathalie Flessa, Stefan Thomas, Thomas Stimmel
„Auch der Chor zeigte hier Tugenden, mit Dynamik vom mächtigen Forte bis zum noblen Piano...Seine erste große Bewährungsprobe hatte der Chor im „Gloria“. Forsch und mit pulsierendem Drive wurde hier gesungen und musiziert. Etwa wenn Chor und Orchester in plötzlichem Jubel ausbrachen, förmlich explodierten und das komplizierte Stimmengeflecht in der mächtigen Fuge „Cum sancto Spiritu“ alles abverlangte. Klangintensiv, effektvoll und eindringlich erklang auch das „Credo“…Dirigent Peter Marino hat zweifellos die Gereiftheit des Vokal-Ensembles stabilisiert und auf das Niveau noch ein Schippchen draufgelegt.“
(Isar-Loisachbote: „Mit Verve, Profil und Charakter“, 07.05.2013)
„Icking zählt nur 3500 Einwohner, stellt aber ein Kulturleben auf die Beine, von dem manche größere Stadt nur träumen kann. Neben der internationalen Konzertreihe und dem Konzertzyklus im Herbst ist da vor allem das Vokal-Ensemble Icking hervorzuheben, das sich von kleinsten Anfängen zu einem respektablen Oratorienchor gemausert hat…Einmal mehr hat Chorleiter Peter Marino eine glückliche Hand bei der Werkauswahl wie bei der Einstudierung bewiesen. Man darf sich auf die nächsten 20 Jahre freuen.”
(Süddeutsche Zeitung: „Gelungenes Festkonzert“, 07.05.2013)